2015
Die 4. Bürgerreise nach Rapid City vom
07.09. – 18.09.2015
4. Bürgerreise der Stadt Apolda nach Rapid City
West á la Carte im September 2015
Eine Reisegruppe aus Apolda begab sich vor wenigen Wochen in die Partnerstadt Rapid City im State South Dakota. Die Städtepartnerschaft wurde im Oktober 2014 nach 20 Jahren in Apolda anlässlich einer feierlichen Stadtratssitzung neu unterzeichnet.
Sie ist lebendiger Bestandteil vielseitiger Begegnungen – von Feuerwehr-Verein über die Kontakte des Robert-Koch-Krankenhauses der Glockenstadt mit dem Medizinischen Zentrum in Rapid City, Auftritte von Chören und einem Konzert einer „richtigen“ Indianer-Band in der Vereinsbrauerei. Regelmäßig reisen Gymnasiasten in die Partnerstadt und empfangen auch hier Austauschschüler aus der …..Schule in Rapid City.
Die 4. Bürgerreise führte die Apoldaer zum Crazy Horse Memorial mit Museum und zum Mount Rushmore Memorial. Eine beeindruckende Gelegenheit, sich mit dem Leben der Indianer (Sammelbezeichnung der Ethnien durch die Europäer) und dem Leben bedeutender US-Präsidenten auseinander zu setzen. Übrigens leben heute noch die Indianerstämme den klugen Satz: Niemand darf die Mutter Erde verkaufen. Zu würdigen ist Sitting Bull, der den Grundsatz als Vermächtnis hinterließ.
Die Gruppe von 35 Bürgern aus Apolda trat die Reise in die USA mit gemischten Gefühlen und großen Erwartungen an. Sie durchquerte mit dem Flugzeug acht Zeitzonen. und rollten per Bus fast 3000 km durch die Staaten Southdakota, Wyoming, Idaho und Utah, übernachtete in sieben Hotels in verschiedenen Städten und flogen von Salt Lake City (Utah) über Chicago wieder nach Hause.
Viele Highlights begleiteten die Teilnehmer auf der langen Reise. Einige Programmpunkte, die in keinem Reiseprospekt zu finden sind, verdankten sie den Freunden aus Rapid City. Zum Beispiel Mimis Büffelranch oder den Besuch der Aifrorce Base AFB in Rapid City.
Um es mit Nachdruck zu sagen: Auch diese Bürgerreise wurde ohne jeglichen Zuschuss durch die Stadt Apolda durchgeführt und privat finanziert. Das Reisebüro Kristin leistete bereits im Vorfeld eine anerkannt fleißige Organisationsarbeit. Die nächsten Reisen in Partnerstädte sind bereits im Programm, verriet schon einmal Kristin Luksch..
Vom Flugzeug aus bereits zu sehen - das weite karge Steppenland in gelb-grau-brauner Farbe, wie mit dem Lineal gezogenen Straßen und Wegen, ein paar verstreute Ranchs, alles ziemlich eben mit ein paar kleinen Hügeln und kleinen Flüssen. Die Reisegruppe wurde von Elmar Fend, dem Reiseleiter für alle weiteren Tage, empfangen. Einige schon bekannte Gesichter aus der Partnerstadt Rapid City begrüßten die Reisegruppe. Elmar riet, dem Jetlag mit Sonne und Aktivität entgegen zu wirken. Der Bus fuhr nach Einchecken im Hotel direkt zu einer für die Apoldaer organisierte Potlock-Party.
Am zweiten Tag: Weckruf 7.00 Uhr! Abfahrt 9.00 Uhr zum Crazy Horse Memorial bei herrlichem Sommerwetter. Es ist das Gebiet der Dakota-Indianer und Lakota (Sioux).
Es erwartete die Gruppe ein ganzer Museumskomplex und der Ausblick auf das Monument. Darüber müsste eine Geschichte geschrieben werden.
Die Crazy Horse Memorial Foundation wird von den Kindern weitergeführt, welcher der vier Quadratkilometer große Komplex gehört. Er beherbergt u.a. ein Museum und wird jedes Jahr von mehr als einer Million Menschen besucht.
Weiter ging es mit dem Bus nach Keystone, einer künstlich gebauten Westernstadt.
Am „Bahnhof“ erwartete uns der 1880 Train, ein historisches Schmuckstück, mit dem die Gruppe durch den Westen der Goldsucher rollte.
Am Mount Rushmore Memorial besichtigte die Gruppe das Aussenglände und das sehr interessante Museum. Man muss sich unbedingt damit auseinandersetzen, um das Wie und Warum der Errichtung des Monuments zu verstehen.
Die folgenden Tage waren ebenfalls angefüllt von interessanten Reisezielen, aufregenden Erlebnissen und beeindruckenden Landschaften, etwa die Ellsworth Air Force Base, den Black Hills, die Wall Drug Mall, eine wunderschöne Westernstadt, die Badlands… „Der mit dem Wolf tanzt“ wurde zu großen Teilen in den Gebieten des Badlands Nationalparks gedreht, wusste Reisebegleiterin Manuela Müller.
Zu einem gemütlichen Zusammentreffen kam es in Rapid City nahe der Apolda Street im ehemaligen Fire-House. Erlebnisreiche Tage auf der Triple 7 Buffalo Ranch dem Custer State Nationalpark, dem Harley Davidson Store in Rapid City, in Deadwood, einem ehemalige Goldrauschstädtchen, entlang des Spearfish Canyon, dem Dewils Tower, einem Kohletagebau, durchs Gebirge nach Cody, über den Bighorn Canyon Scenic Byway folgten. Über Cody, genannt Buffalo Bill, müsste schon wieder eine längere Geschichte geschrieben werden – diese ist zu sehen im Buffalo Bill Museum. Dem schlossen sich zwei Tage im Yellowstone Nationalpark mit dem ersten „Büffel-Stau“ an. Das Erlebnis Yellowstone Nationalpark ist ein einziges Wunder - spektakuläre Natur, Bisons und Elche spazieren über Wiesen, die von Seen, heißen Quellen, blubbernden und nach Schwefel riechenden Dämpfen und sprudelnden Geysiren durchbrochen werden, allein die Farben der Gesteine und „Schlammtöpfe“ ist sensationell.
Spätestens am 10. Tag entschied sich das Wetter gegen uns. Eigentlich sollten im Teton Nationalpark schneebedeckte 4000ern zu sehen sein. Die Teilnehmer begnügten sich mit Postkarten! In Jackson Hole befindet sich das National Elk Refuge. Das Reservat wurde 1912 zum Schutz der weltgrößten Wapitis-Herden eingerichtet. Auf dem Snake River kam es bei ungemütlichem Wetter zur gebuchten Floßfahrt - ein Abenteuer der anderen Art.
Vor den Teilnehmern lagen noch der Besuch einer Schokoladenmanufaktur in Montpelier, eine City im Bear Lake Country im US-Bundesstaat Idaho. Die ersten Siedler, die sich 1863 niederließen, waren Mormonen. Ihnen galt der letzte Besuch in Salt Lake City, wo eine Stadtrundfahrt und eine Führung im Temple Square sowie eine Konzert-Probe mit dem „Tabernacle Chor“ auf dem Programm standen.
Dies alles und die glückliche Landung in Frankfurt/M. erlebten die Teilnehmer noch einmal mit einer durch Manfred Luksch aufwändig gestalteten Video-Vorführung anlässlich der festlichen Zusammenkunft im Dezember 2015.
Kristin Luksch vom gleichnamigen Reisebüro sprach die Einladung für die nächsten Bürgerreisen aus: vom 28.09. bis 03.10.2016 geht es nach Seclin in Frankreich, 2017 nach San Miniato in Italien, 2018 nach Marks Kommun in Schweden (zu Mittsommer) und 2019 wieder nach Rapid City.
Bereits jetzt wurde von Frank Schmidt, der Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins Apolda, auf die Ankunft eines 110-Mann starken Orchesters aus Rapid City (02.-04-06.2016) und ein großes Konzert im Rahmen einer Europa-Tournee am 03.06.2016 in Apolda aufmerksam gemacht.
Natürlich werden sich Vertreter aller Partnerstädte auch 2017 zur Landesgartenschau in Apolda treffen. Ein schöner Ausblick auf die Kontakte mit Freunden aus unterschiedlichen Ländern und besonders den Partnerstädten.
Hartwig Mähler
Sitting Bull – ein großer Häuptling der Lakota/Sioux
Niemand darf die Mutter Erde verkaufen
Eine Reisegruppe aus Apolda begab sich vor wenigen Wochen in die Partnerstadt Rapid City im State South Dakota. Diese Partnerschaft ist lebendiger Bestandteil vielseitiger Begegnungen – von Feuerwehr-Verein über die Kontakte des Robert-Koch-Krankenhauses der Glockenstadt mit dem Medizinischen Zentrum in Rapid City, Auftritte von Chören und einem Konzert einer „richtigen“ Indianer-Band in der Vereinsbrauerei. Regelmäßig fahren Gymnasiasten in die Partnerstadt und empfangen hier Austauschschüler.
Diese wenigen Aussagen bekamen neue Bedeutung mit dem jüngsten Artikel in der TA (Kinderseite Tinte), in dem der große Häuptling Sitting Bull (auch „Tȟatȟáŋka Íyotake“ oder Tatanka Yotanka) gewürdigt wurde. Sitting Bull am 15. Dezember 1890 von den Indianerpolizisten Bull Head (Tatankapah) und Red Tomahawk (Marcelus Chankpidutah) hinterrücks getötet. Der Ausgangspunkt war, dass der Häuptling auch unter den Bedingungen des Reservates die Geistertanz-Bewegung förderte. Das wurde allerdings von der indianischen Reservatspolizei als Aufruhr gedeutet.
Zuvor schon organisierte Sitting Bull den Widerstand Ende des 19. Jahrhunderts gegen die Landnahme amerikanischer Siedler, zumal ausgehandelte „Verträge“ unter oft fragwürdigen Umständen unterzeichnet wurden. Die Siedler waren sich der militärischen Unterstützung der Regierung sicher.
Als Medizinmann und mächtiger Kriegshäuptling trug Sitting Bull maßgeblich dazu bei, dass die von ihm und weiteren Kriegshäuptlingen geführte Schlacht 1876 am Little Big Horn gegen das 7. US-Kavallerieregiment unter Oberstleutnant George A. Custer erfolgreich war. Das wurde den kämpfenden Stämmen der Sioux, Cheyenne und Arapaho wohl nie vergessen. Die Vernichtung von Custers Abteilung und der Tod Custers selbst war zwar die größte Niederlage der US-Armee während der Indianerkriege und der größte Erfolg der vereinten Indianer-Stämme, doch ließ die US-Armee mit konzentrierten Strafexpeditionen nicht lange auf sich warten.
Sitting Bull floh mit zahlreichen Gefolgsleuten bis nach Kanada und kehrte freiwillig aus dem Exil zurück. Der große Häuptling ergab sich am 19. Juli 1881 in Fort Randall. Hervorzuheben ist eine bedeutende Rede 1883 vor Vertretern der US-Regierungskommission.
Nun kommt noch eine andere legendäre Person ins Spiel: Buffalo Bill, mit bürgerlichem Namen William F. Cody. Er tat sich als sehr erfolgreicher Bisonjäger hervor und erhielt seinen Übernamen „Buffalo Bill“. Von 1868 bis 1872 beschäftigte ihn die US-Armee als Kundschafter (Scout). 1876 stellte er sich der US-Armee erneut als Kundschafter für einen Rachefeldzug gegen die Indianer zur Verfügung.
Der US-amerikanischer Journalist Ned Buntline aus New York, schrieb nach einer Begegnung mit Cody, Theaterstücke, Berichte und Groschenhefte über „Buffalo Bill“. Vor allem die Groschenhefte, die hierzulande nur einen geringen Bekanntheitsgrad hatten, waren sehr ertragreich. Zahlreiche Episoden wurden erheblich übertrieben, was wesentlich an der Bildung der noch heute gültigen Klischees über den Wilden Westen beitrug.
Die 4. Bürgerreise führte die Apoldaer zum Crazy Horse Memorial mit Museum und zum Mount Rushmore Memorial. Eine beeindruckende Gelegenheit, sich mit dem Leben der Indianer (Sammelbezeichnung der Ethnien durch die Europäer) und dem Leben bedeutender US-Präsidenten auseinander zu setzen.
Im Buffalo Bill Historical Center (ein weiteres Reiseziel) erlebt der Besucher anschaulich die andere Seite des „Westernhelden“, der gefühlsmäßig seiner Zeit voraus und Vorreiter eines perfekten Managements war.
Getrieben von dem „Berühmtheitsgrad“ und seinem Organisationstalent gründete Cody ab 1883 eine eigene Wild-West-Show, die förmlich Menschenmassen anzog und perfekt ausgerichtet wurde. In dieser Show mit 800 Männern und 500 Pferden wirkte auch Annie Oakley, die Wunderschützin, mit. Es gelang Buffalo Bill, Sitting Bull, weitere bedeutende Häuptlinge und zahlreiche Indianer für die Show zu gewinnen.
1885 nahm Sitting Bull in der Wild-West-Show von Buffalo Bill in den USA und in Kanada als Statist teil. „Ihm war dabei wegen mangelnder Englischkenntnisse und Vorspiegelung falscher Tatsachen nicht bewusst, dass es sich lediglich um eine Show handelte. Vielmehr glaubte er, auf diesem Wege (er hielt Ansprachen in Lakota) über die Verbrechen der Weißen an den Indianern aufklären zu können, und erhoffte sich davon ein Umdenken“ ist bei Wikipedia zu lesen. Die Teilnahme an Buffalo Bills Europatournee lehnte er 1887 ab, so der Urenkel Tatanka Yotankas Ernie LaPointe.
Die erste Station der Show in Europa war London. Königin Victoria und ihre Untertanen konnten einen ersten Blick auf „echte Cowboys und Indianer“ werfen. Die Tour durch Europa war ein riesiger Erfolg. Hunderttausende wollten das „echte“ Wild-West-Leben mit eigenen Augen sehen. Plakate machten allerdings glauben, dass der große Häuptling Sitting Bull an der Seite von Buffalo Bill in die Arena reitet. Im Sommer 1890 standen Braunschweig und Bremen auf dem Programm von Buffalo Bills Western Show.
U.a. gastierte die Show im Juni 1906 in Trier. Im Sommer 1907 wurde nach dem Gastspiel der Trierer Karnevalsorden Buffalo Bill gewidmet.
Im „Osten“ Deutschlands rollte die Western-Show durch Leipzig, Gotha, Gera, Zwickau, Chemnitz, Dresden und Plauen. Vielleicht gibt es noch Zeitdokumente?
William F. Cody starb am 10. Januar 1917. Auf seinem Totenbett konvertierte er zur römisch-katholischen Kirche, Nach seinem Tod erhielt er mehrere Ehrenbezeugungen, am bewegendsten war jedoch der Nachruf der Indianer aus dem Pine Ridge Reservat, die durch seinen Tod ihren engagiertesten Fürsprecher verloren: "Ihr sollt wissen, dass das Volk der Sioux in Buffalo Bill einen guten und treuen Freund gefunden hatte. Unser Herz ist schwer von Trauer über seinen Verlust. Nur ein Trost bleibt uns; der Gedanke, dass wir uns eines Tages vor Wakatanka, vor unserem Schöpfer in den Ewigen Jagdgründen, wieder sehen.
Cody gründete noch „seine“ Stadt, die seinen Namen trägt, Er wurde am Lookout Mountain (Colorado) in Golden Colorado, westlich der Stadt Denver, am Fuße der Rocky Mountains begraben.
Niemand weiß, ob sich Cody und Sitting Bull in den ewigen Jagdgründen getroffen haben. Manches bleibt als Klischee bestehen, so ein Film aus 1944, der „Buffalo Bill – der weiße Indianer“ titelt.
In Hasselfeld (Sachsen/Anhalt) erbaute man im Jahre 2000 als Touristenattraktion eine Westernstadt. Im so genannten Pullman City (www.pullmancity.de) wird die Buffalo Bills Western Show wöchentlich mit wechselnden Themen aufgeführt.
Zu würdigen ist Sitting Bull, der am 15. Dezember 1890, also vor 125 Jahren ermordet wurde.
Hartwig Mähler